Ich möchte Sie als Leserin und Leser dazu einladen, sich gedanklich vorzustellen, welche Verbindung Sie zu dieser Geschichte herstellen können. Vielleicht finden Sie sich selbst in dieser Geschichte wieder? Gewiss können uns solche Erzählungen Mut und Zuversicht geben… Und manchmal finden wir dort eine Antwort auf unsere schwierigen Fragen.

Der Beratungsprozess kann manchmal nicht nur leidensvoll, sondern auch bewegend, inspirierend, humorvoll und wertschätzend sein.

Der Esel im Brunnen

Es war einmal ein Bauer, der einen alten Esel hatte. Eines Tages fiel der Esel unglücklicherweise in einen leeren Brunnen. Der Bauer wurde sehr traurig, denn er liebte den alten Esel. Aber nachdem er alles Mögliche überlegt hatte, wie er den Esel aus dem fünfzehn Meter tiefen Brunnen retten könnte, kam er zu dem Ergebnis, dass er es nicht schaffen würde, den Esel zu retten. Der Esel saß auf dem Brunnenboden fest. Obwohl der Bauer verabscheute, was er tun musste, sah er ein, dass es das Barmherzigste wäre, den Brunnen mit Erde zu füllen und den Esel auf diese Weise zu begraben. Das wollte ihm hoffentlich einen Teil des Leidens ersparen.

Der Bauer bat einige Freunde um Hilfe, und zusammen begannen sie, einen Spaten Erde nach dem anderen in den Brunnen zu werfen.

Als der alte Esel spürte, wie ihm der erste Erdhaufen auf den Rücken fiel, war er entsetzt. „Wieso passieren gerade mir alle diese furchtbare Sachen? Zuerst falle ich in diesen Brunnen und niemand kommt, um mir zu helfen. Und nun versuchen sie mich zu vergessen, indem sie mich hier begraben. Ich hätte wissen können, dass mein Leben auf eine solch demütigende Weise sein Ende finden sollte. Noch nie ist etwas Gutes in unserer Familien passiert.

Mein Eselvater war einer, auf den man sich nicht verlassen konnte. Meine Eselmutter war abhängig von Beruhigungsmitteln. Mein Eselbruder war der schlimmste Säufer in seiner ganzen Clique. Warum nur musste das passieren?“

Aber während der Esel auf dem Brunnenboden stand und sich selbst bemitleidete, hatte er plötzlich eine glänzende Idee. Statt einfach nur dazustehen und sich von der Erde begraben zu lassen, sollte er auf jeden Fall kämpfen während seiner letzten Stunden. Er beschloss, die Erdbrocken, die auf seinen Rücken fielen, abzuschütteln und darauf zu trampeln. Immer und immer wieder: abschütteln und darauf trampeln.

Also begann er damit. Ohne auf seine Müdigkeit und seine Schmerzen zu achten, machte er sich unverdrossen daran, die Erdbrocken von sich abzuschütteln und darauf zu trampeln. Er zwang sich dazu nicht aufzugeben. Drei Stunden später konnte der Esel triumphierend über den Brunnenrand steigen und stand wieder auf sicherem Boden.

Dieselbe Erde, die den Esel begraben sollte, hatte stattdessen sein Leben gerettet. Und das nur deshalb, weil er sich in seiner schweren Situation nicht aufgegeben, sondern um sein Leben gekämpft hat.

„Im Kampf zwischen Klippe und Flut gewinnt immer die Flut-
nicht durch die Stärke, sondern durch Ausdauer.“

(H. Jackson Brown)

Anregende Gedanken für Familien

„Ich glaube sowieso, wenn die jungen Menschen auf alles hören würden, was die älteren ihnen sagen, würde jede Entwicklung aufhören und die Welt stillstehen.“

Astrid Lindgren

„Kinder sollten mehr spielen, als viele es heutzutage tun. Denn wenn man genügend spielt, solange man klein ist-dann trägt man Schätze mit sich herum, aus denen man später ein Leben lang schöpfen kann. Dann weiß man, was es heißt, in sich eine warme Welt zu haben, die einem Kraft gibt, wenn das Leben schwer wird.“

Astrid Lindgren